Glücksspiele waren in der Schweiz über viele Jahre hinweg verboten, mittlerweile hat sich die Gesetzgebung grundlegend verändert. Heute gilt die Schweiz im europäischen Vergleich als ein Land, welches offen gegenüber Glücksspielen ist. Mit dem neuen Geldspielgesetz (BGS) von 2019 wurde der Markt weiter geöffnet, während gleichzeitig der Schutz der Spielerinnen und Spieler verstärkt wurde.
Von der Prohibition zur Regulierung: Ein kurzer historischer Abriss
Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Glücksspiel in der Schweiz, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, weitgehend verboten. Die Gesellschaft stand dem Glücksspiel kritisch gegenüber, es wurde häufig mit Kriminalität und moralischem Verfall in Verbindung gebracht. Mit der Einführung der Bundesverfassung im Jahr 1874 änderte sich dies allmählich.
Die Kantone erhielten die Befugnis, Spielbanken zu genehmigen, was den Weg für eine kontrollierte Einführung von Glücksspielen ermöglichte. 1921 trat das erste Spielbankengesetz in Kraft, das den Betrieb von Spielbanken ermöglichte. Diese Regulierung markierte eine Wende, da sie eine legale Alternative zu illegalen Aktivitäten bot und zugleich eine bessere Kontrolle über das Angebot sicherstellte.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Einführung des Lotteriegesetzes im Jahr 1937. Dadurch entstanden die beiden nationalen Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande. Die Gründung dieser Gesellschaften diente nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Finanzierung von gemeinnützigen Zwecken, was zur größeren Akzeptanz von Glücksspiel in der Bevölkerung beitrug.
Das neue Geldspielgesetz (BGS): Mehr Wettbewerb und verbesserter Spielerschutz
Mit dem am 1. Januar 2019 in Kraft getretenen Geldspielgesetz (BGS) wurden erneute Veränderungen für den Schweizer Glücksspielmarkt eingeführt. Ziel des Gesetzes war es, den Markt zu öffnen, den Schutz von Spielern zu erhöhen und illegale Angebote zu bekämpfen. Die Öffnung des Marktes sollte den Wettbewerb stärken und den Nutzern eine größere Auswahl ermöglichen.
Eine der wesentlichsten Neuerungen war die Erlaubnis, dass auch Online Casinos mit Schweizer Lizenz betrieben werden dürfen. Bis dahin war nur den 21 landbasierten Spielbanken in der Schweiz gestattet, Glücksspiele im Internet anzubieten. Dies führte zu einem eingeschränkten Angebot und zur Verlagerung von Aktivitäten in den illegalen Bereich.
Die verschiedenen Glücksspielformen und ihre Regulierung
Das Schweizer Glücksspielgesetz unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Glücksspielen, die jeweils unter unterschiedlichen Regelungen stehen:
- Spielbanken: Die Schweiz hat 21 lizenzierte Spielbanken, die Spiele wie Roulette, Blackjack und Poker anbieten. Die Konzessionen und Aufsicht liegen bei den Kantonen.
- Online Casinos: Seit 2019 dürfen Online Casinos mit Schweizer Lizenz betrieben werden. Die ESBK vergibt die Lizenzen und stellt strikte Anforderungen an den Spielerschutz.
- Lotterien: Swisslos und Loterie Romande haben ein Monopol auf Lotterien und Sportwetten. Die Erlöse fließen in gemeinnützige Projekte.
- Sportwetten: Legal und von Swisslos und Loterie Romande angeboten. Anbieter müssen faire Bedingungen sicherstellen und Spielmanipulationen verhindern.
Konzessionsvergabe und Aufsicht: Ein zweistufiges System
Die Zuständigkeiten im Glücksspielbereich sind in der Schweiz auf Bund und Kantone verteilt. Dieses zweistufige System erlaubt es, sowohl nationale als auch regionale Interessen zu berücksichtigen. Die ESBK ist die zentrale Aufsichtsbehörde des Bundes für den Glücksspielsektor. Sie vergibt Lizenzen für Online Casinos und stellt sicher, dass die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz der Spieler eingehalten werden.
Die Kantone sind für die Konzessionen und die Aufsicht der Spielbanken verantwortlich. Sie entscheiden, wie viele Spielbanken in ihrer Region betrieben werden dürfen und welche Spiele dort zugelassen sind. Diese regionale Kompetenz erlaubt es den Kantonen, ihre Glücksspielpolitik flexibel an die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten der Bevölkerung anzupassen.
Spielerschutz und Prävention
Der Schutz der Spieler vor den Gefahren von Spielsucht hat in der Schweizer Glücksspielpolitik einen hohen Stellenwert. Alle Spielbanken und Online Casinos müssen ein Konzept zur Prävention und Früherkennung problematischen Spielverhaltens vorlegen. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, eine Sperrung bei Glücksspielanbietern zu erwirken, Einsatzlimits festlegen zu können sowie Informationen zu Beratungsangeboten für Betroffene bereitzustellen. Diese Regelungen sollen sicherstellen, dass Spieler frühzeitig auf die Risiken hingewiesen werden.
Steuern und Abgaben: Einnahmen für die Allgemeinheit
Die Einnahmen aus dem Glücksspiel fließen in die Staatskasse und werden für verschiedene öffentliche Aufgaben verwendet. Ein Teil der Erlöse geht an gemeinnützige Zwecke, darunter Projekte in den Bereichen Kultur, Sport, Forschung und Soziales. Die Zweckbindung der Glücksspielerträge für gemeinnützige Vorhaben trägt wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Glücksspiel in der Schweiz bei.
Online-Glücksspiel: Potenziale und Risiken
Auf der einen Seite bietet die Regulierung des Online-Marktes die Möglichkeit, die Einnahmen zu kontrollieren und für öffentliche Zwecke zu verwenden. Zudem wird der Schutz der Spieler verbessert, da nur Anbieter mit Lizenz am Markt zugelassen sind. Auf der anderen Seite birgt die einfache Verfügbarkeit von Online-Glücksspielen das Risiko, dass mehr Menschen spielsüchtig werden könnten.
Die ESBK führt eine Liste mit Anbietern, die keine Lizenz besitzen und daher nicht in der Schweiz operieren dürfen. Diese Liste wird regelmäßig überprüft und aktualisiert, um sicherzustellen, dass Spieler vor unseriösen und illegalen Angeboten bestmöglich geschützt werden. Der konsequente Kampf gegen solche Plattformen bleibt ein zentraler Aspekt der Schweizer Glücksspielpolitik.
Fazit: Ein ausgewogenes Modell
Die Schweiz verfolgt einen offenen Ansatz beim Glücksspiel, der durch strikte Regelungen zum Schutz der Spieler ergänzt wird. Mit dem Geldspielgesetz wurde der Markt liberalisiert, gleichzeitig aber auch der Schutz der Spielerinnen und Spieler gestärkt. Die Regulierung wird kontinuierlich angepasst, um auf Veränderungen und neue Entwicklungen im digitalen Bereich zu reagieren.